Dem Phosphatdiabetes auf der Spur: Studienergebnisse, Diagnostik und Therapie | Phosphatdiabetes e.V.
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Gruppentreffen 2025

Das nächste Gruppentreffen findet zum 20-jährigen Jubiläum, vom 26.09. - 28.09.2025 im Wunderland Kalkar, statt.

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Kopfgrafik Phosphatdiabetes Selbsthilfe e.V.
access_timeVerfasst am 14. Oktober 2019 um 17:31 von Phosphatdiabetes e.V.

Dem Phosphatdiabetes auf der Spur: Studienergebnisse, Diagnostik und Therapie

Beim Gruppentreffen 2019 durften wir unter anderem auch wieder Dr. Seefried als Referenten begrüßen. Dr. Seefried wurde begleitet von F. Böhle, welche ihn bei der zuletzt durchgeführten Studie unterstütze und sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit mit dem Phosphatdiabetes beschäftigte.

Dr. Seefried stellte seinen Vortrag unter das Motto „Was wir verstehen und was wir noch verstehen wollen“. Er startete, indem er den Anwesenden einen groben Überblick über die Pathophysiologie, Symptomatik des Phosphatdiabetes und die Therapie verschaffte.

Zur konventionellen Form der Therapie (Substitution von Phosphat und Vitamin D) gab er zu bedenken, dass es nicht wichtig sei, diese möglichst hoch zu dosieren, sondern dass stattdessen möglichst kontinuierlich substituiert werden solle. Er verwendete hier die Metapher eines Eimers, der ein kleines Loch hat. Auch hier tröpfelt stets ein wenig Inhalt hinaus und es müsse kontinuierlich ein wenig nachgegeben werden. Daher sei es sinnvoll labortechnisch die TmP/GFR zu bestimmen um das Ausmaß des Phosphatverlustes abschätzen zu können. Eine vergessene Phosphateinnahme sollte, vor allem bei Erwachsenen, daher auch nicht erzwungen, durch eine einmalig sehr hoch dosierte Phosphatgabe, nachgenommen werden.
Zusätzlich sei es wichtig, dass dem Körper ausreichend natives Vitamin D (25-OH-D3, Vorstufe des aktiven Vitamin D) zugeführt werde. Einige Gewebe im Körper würden dieses bedarfsweise selbst aktivieren. Daher sollte auch der Spiegel von nativem Vitamin D labortechnisch bestimmt und bei unzureichender Versorgung ggf. substituiert werden.

Weiterführend erläuterte er, dass bisher circa 300 verschiedene Mutationsstellen auf dem PHEX-Gen bekannt seien, die zu einer Erhöhung des FGF23 und somit zum Phosphatdiabetes führen würden. Eventuell könnte hier eine Ursache für die unterschiedlichen Phänotypen (Erscheinungsformen) des Phosphatdiabetes liegen. Wobei es andererseits auch klinisch immer wieder zu beobachten sei, dass eine Mutation (z.B. innerhalb einer Familie) zu unterschiedlichen Ausprägungen führen könne.

Im Rahmen der neuen Möglichkeiten zur medikamentösen Therapie (Burosumab) würden auch neue Fragestellungen auftauchen. Dr. Seefried benennt an dieser Stelle, dass er gut eingestellte Patienten (Patienten die eine sehr geringe Symptomlast empfinden, eine hohe Compliance in Bezug auf die konventionelle Therapie haben und gute Laborparameter aufweisen) nicht in Eile von der konventionellen Substitutionstherapie auf das Burosumab umstellen würde. Wichtig sei auch, in weiteren Studien und durch die Nachbeobachtung von behandelten Patienten mehr über die Vorteile, aber auch möglichen unerwünschten Begleiterscheinungen dieser, sicher grundsätzlich sehr vielversprechenden, Therapieoption zu lernen.
Man kenne bisher 4 FGF-Rezeptortypen. Sicher wisse man, dass es Rezeptoren für das FGF23 an Knochen und Niere gebe. Außerdem an Leber, Herz und Makrophagen. Inwiefern diese durch die erhöhten FGF-23 Werte an den klinischen Symptomen beim Phosphatdiabetes beteiligt sind und was sich hier durch die Blockade von FGF-23 ändert, sei noch nicht abschließend geklärt.
Bekannt sei aber, dass an einigen, bzw. den meisten, Rezeptoren das FGF23 das Protein α-Klotho benötige um eine Wirkung entfalten zu können. Gegenstand aktueller Forschung sei aber nach wie vor, an welchen Rezeptoren bzw. in welchen Geweben das FGF23 auch ohne das α-Klotho Effekte auslösen könne.
Auch gebe es Hinweise darauf, wie der Phosphatdiabetes beispielsweise Auswirkungen auf Ohren und Muskelfunktion bzw. die Kraft habe. Wenngleich derartige Einschränkungen von vielen Patienten berichtet werden, sei aber noch nicht abschließend klar, wie diese zustande kommen. Ähnliches gelte für die Probleme im Bereich der Zähne und des Kiefers.

F. Böhle, welche Dr. Seefried bei der zuletzt durchgeführten Studie unterstütze und sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit mit dem Phosphatdiabetes beschäftigte, gab den Anwesenden an dieser Stelle einen Überblick über die bisherigen Ergebnisse der Studie. Da die Studie noch nicht beendet sei, können Patienten, die bisher noch nicht teilgenommen haben, dies noch immer tun. Um somit die bisherigen Erkenntnisse weiter zu festigen, zu erweitern und neue Aspekte mit einzubringen.

Dr. Seefried beendete seinen Vortrag mit einem Ausblick auf zukünftige Studien:

  • Fortlaufend, die Studie zu den Symptomen und Beschwerden und zur Versorgungssituation der PatientInnen an der Uni Würzburg.
  • Studie in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Dort wird im MRT (Kernspin) der Gehalt an Phosphat und Phosphatbausteinen im Wadenmuskel, die Muskelstruktur und Muskelermüdung untersucht. Interessant um weiterführend im Bereich „Auswirkungen des Phosphatdiabetes auf die Muskelfunktion“ zu forschen. Mitverantwortlich: Prof. Dr. Jörn Rittweger.
  • Studie zur Therapie mit Burosumab bei Erwachsenen. Geplant sei aktuell eine Untersuchung über ein Jahr mit Medikationsgaben 1x/Monat zuhause bei den Patienten (d.h. ohne zusätzlichen Reiseaufwand). Einzelne Verlaufskontrollen zur Überprüfung der Wirksamkeit und Sicherheit erfolgen in Würzburg. Angestrebt wird, über die zweifellos wichtigen Laborwerte hinaus, insbesondere auch den Nutzen der Behandlung für die Patienten im Alltag zu erfassen ggf. durch Nutzung eines Aktivitätstrackers.

Im Anschluss konnten die Anwesenden in einer offenen Fragerunde alle ihnen wichtigen Themen zur Sprache bringen. Dr. Seefried beantwortete alle Fragen und Anliegen geduldig und ausführlich. Auch nach dem Vortrag konnte er einigen Teilnehmern im Zweiergespräch weiterführende oder persönliche Fragen beantworten.

Wir danken Dr. Seefried sehr, dass er sich Zeit genommen, unentgeltlich referiert hat und uns auch außerhalb der Gruppetreffen stets mit Rat und Tat zur Seite steht. Wir hoffen auf eine weitere spannende und gewinnbringende Zusammenarbeit.

Um den Bericht, wie Dr. Seefried seinen Vortrag, mit folgendem Zitat zu beenden:

„Nobody cares, how much you know, until they know, how much you care. “
Theodore Roosevelt

Autor: Ronja Pisarski
Korrektur: Vorstand des Phosphatdiabetes e.V.
Für medizinische Richtigkeit:
Dr. med. Lothar Seefried
Orthopäde, Unfallchirurg, Osteologe (DVO)
Orthopädische Klinik – KLH
Universität Würzburg
Brettreichstr. 11
97074 Würzburg