KRN23 - Neuigkeiten aus der Forschung | Phosphatdiabetes e.V.
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Gruppentreffen 2025

Das nächste Gruppentreffen findet zum 20-jährigen Jubiläum, vom 26.09. - 28.09.2025 im Wunderland Kalkar, statt.

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Kopfgrafik Phosphatdiabetes Selbsthilfe e.V.
access_timeVerfasst am 28. November 2016 um 11:01 von Phosphatdiabetes e.V.

KRN23 – Neuigkeiten aus der Forschung

Auch beim diesjährigen Gruppentreffen durften die Teilnehmer wieder spannende Neuigkeiten aus dem Bereich der Forschung erfahren. Wir konnten PD Dr. Semler als Referenten gewinnen, um unserer Gruppe den Stand der laufenden Studie zum Medikament KRN23 vorzustellen. Bereits im Jahr 2015 durften wir Prof. Dr. Mohnike auf unserem Gruppentreffen begrüßen, welcher uns von den Stoffwechselzusammenhängen und den sich somit ergebenden Möglichkeiten durch das vielleicht bald erscheinende Medikament KRN23 berichtete (siehe „Bericht KRN23 BEI XLHR Vortrag Prof. Dr. Mohnike“).

Beginnend erläuterte PD Dr. Semler die Wirkung von KRN23.
Bei an Phosphatdiabetes Erkrankten ist durch einen Gendefekt zu viel FGF23 (Fibroblast growth factor 23) im Organismus vorhanden. Dieses Protein ist maßgeblich für den Phosphatstoffwechsel im Körper verantwortlich. Zu viel davon bewirkt eine erhöhte Phosphatausscheidung mit allen dazugehörigen Folgen.
KRN23 ist ein spezifischer Antikörper und bindet sich an das Eiweiß FGF23. Das wiederum bewirkt, dass das FGF23 nicht mehr „richtig“ arbeiten kann. Dementsprechend verbleibt mehr Phosphat im Blut (da wo es sein soll) und die Folgesymptome werden reduziert. Soweit zur Theorie.
All das soll natürlich auf Richtigkeit und Nebenwirkungen in vergangenen, aktuellen und kommenden Studien geprüft werden.

Die Vergangenheit:
2009 hat „Ultragenyx pharmaceutical“ angefangen KRN23 zu entwickeln und Studien zur Wirksamkeit durchzuführen.
Die ersten Studien sind stets darauf ausgelegt heraus zu finden, ob ein Medikament
1. keinen Schaden anrichtet und
2. überhaupt wirkt.
Diese werden stets an gesunden Menschen durchgeführt und nicht an Erkrankten.

2011 wurde die erste Studie mit einer kleinen Gruppe von Erwachsenen mit Phosphatdiabetes gemacht.
29 von 38 Studienteilnehmern erhielten KRN23. Die übrigen 9 Patienten wurden mit Placebos behandelt. Placebos sind „Medikamente“ ohne Wirkstoff. Der Patient weiß im Falle einer Einnahme von Placebos innerhalb der Studie nicht, dass es sich um diese handelt. Ergebnis der Studie war, dass bei der einmaligen Gabe von KRN23 ein erfreulicher Anstieg des Phosphatspiegels im Blut zu beobachten war. Bei mehrfacher Gabe (in 4-wöchigen Intervallen) pendelte sich das Serumphosphat sogar auf einen normalen Wert ein.
Nebenwirkungen waren: Rötungen der Einstichstelle und bei 5 von 29 Patienten ein Auftreten des Restless-Leg-Syndroms (hier konnte noch nicht abschließend geklärt werden, woran das liegen könnte). Langzeitnebenwirkungen sind bisher nicht bekannt.

2014 wurde dann eine Studie mit an Phosphatdiabetes erkrankten Kindern durchgeführt.
Hier erhielten alle 52 Kinder ausschließlich KRN23. Die reguläre Phosphat- und Calcitriolsubstitution wurde in der Zeit der Studie komplett unterbrochen. Dosiert wurde das KRN23, genau wie bei Erwachsenen, pro Kilogramm Körpergewicht. 26 Kinder erhielten alle 14 Tage das Medikament, die restlichen erhielten es einmal im Monat.
Im Ergebnis waren zum Einen stabile Laborwerte erkennbar und zum Anderen waren röntgenologisch die Rachitis-Zeichen deutlich reduziert. Die Ergebnisse waren beim 14-Tage-Rhythmus besser als bei der Gabe einmal pro Monat.

Alles in allem deuten die bisherigen Studien darauf hin, dass KRN23 bessere Erfolge erzielt als die bisherige konventionelle Therapie. Es scheint weder die Nieren zu schädigen, noch ist das Parathormon oder das Serumphosphat erhöht. Calcium wird auch nicht vermehrt ausgeschieden.
Das Medikament muss deutlich seltener eingenommen werden und bisher sind keine Wechselwirkungen bekannt.

Gegenwart:
2016: Aktuell läuft eine Studie mit 100 Erwachsenen weltweit (nicht in Deutschland). Hier sollen die bisherigen Ergebnisse auf Beständigkeit in einer größeren Patientengruppe getestet werden.

Zukunft:
In Aussicht steht eine Studie mit weltweit insgesamt 60 Kindern. 30 große medizinische Zentren beteiligen sich an der Studie. Deutschland wird durch Köln (PD Dr. Semler) und Magdeburg (Prof. Dr. Mohnike) vertreten.
Die Studie wird über 64 Wochen laufen und Kinder von 1-12 Jahren werden daran teilnehmen. 30 der Kinder erhalten alle 14 Tage eine Dosis KRN23 sub cutan (unter die Haut gespritzt) verabreicht. Die anderen 30 Kinder bilden die Kontrollgruppe und erhalten das Phosphat und das Calcitriol weiter wie bisher über die tägliche orale Substitution. Welches Kind in welche Gruppe kommt, kann nicht beeinflusst werden, sondern wird von einem Computer entschieden.
Die Kinder die alle 14 Tage KRN23 erhalten, werden dies durch eine Krankenschwester gespritzt bekommen welche zu ihnen nach Hause kommt.
In den 64 Wochen gibt es 12 ärztliche Termine die verschiedene Untersuchungen beinhalten, welche wahrgenommen werden müssen. Die Reise- und ggf. Übernachtungskosten trägt dabei „Ultragenyx“ (Herstellerfirma).
Die Studie soll die Überlegenheit der Wirkung von KRN23 gegenüber der bisherigen Therapie nachweisen.
Nach Abschluss der Studie können alle Kinder (auch die aus der Kontrollgruppe) auf Wunsch (bis zur offiziellen Zulassung des Medikaments auf dem deutschen Markt) weiter mit KRN23 behandelt werden.

Die Studie soll in Deutschland starten, sobald die zuständigen Ethik-Kommissionen dieser zugestimmt haben. Leider kann das in Deutschland sehr lange dauern und Dr. Semler hofft, dass bis dahin nicht die 60 Plätze von Studienteilnehmern aus dem Rest der Welt besetzt sind.
Bei Interesse an der Studie können sich Eltern von Kindern mit Phosphatdiabetes gerne an PD Dr. Semler oder Prof. Dr. Mohnike wenden.

Wenn die Studie wie erhofft die Vorteile einer Behandlung mit KRN23 aufzeigt, wird das Medikament vermutlich bis Ende 2018 auf dem deutschen Markt zugelassen werden.

Abschließend nahm sich Dr. Semler noch Zeit, Fragen der Teilnehmer zu beantworten, sowie am persönlichen Austausch teilzunehmen.

Wir danken Dr. Semler sehr, dass er die Zeit gefunden hat uns mit neuen Informationen zu versorgen und hoffen, dass er uns auf dem Laufenden hält!